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 Getränke
reinhard Offline

Mitglied

Beiträge: 107

30.11.2008 16:43
Ostfriesentee Antworten
Teetrinken in Ostfriesland "Dree is Ostfreesenrecht"

Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an hat sich Tee als allgemeines Getränk in allen Bevölkerungsschichten Ostfrieslands durchgesetzt und ist ein Volksgetränk geworden. In Ostfriesland ist Tee so zu sagen ein "Grundnahrungsmittel". 25 % der gesamten Teeeinfuhr in die Bundesrepublik werden in Ostfriesland verbraucht. Der Verbrauch pro Kopf in Ostfriesland beträgt ca. 3,4 kg im Jahr (es gibt unterschiedliche Angaben), im übrigen Bundesgebiet sind es nur 160 Gramm. Der Ostfriesentee ist eine Mischung aus einer Vielzahl unterschiedlichen Teesorten, wobei die Assams die dominierende Rolle spielen. Bei einer echten ostfriesischen Teemischung werden in der Regel zwischen 10 und 20 unterschiedliche Teesorten gemischt. Der Wohlgeschmack des Tees hängt bei seinem hochempfindlichen Aroma im wesentlichen von der Qualität des Wassers ab. Früher hat man herausgefunden das Regenwasser ,da es sehr weich ist, sich hervorragend für die Zubereitung von Tee eignet. Heute sollte man sich das aber sehr gut überlegen denn die Trinkwasserqualität in Ostfriesland ist sehr gut. Und man sagt deshalb auch: Echte Ostfriesen verreisen (wenn überhaupt) nur mit einem Kanister Teewasser.

'Ostfriesische Gemütlichkeit hält stets ein Tässchen Tee bereit'

Echt ostfriesische Teezeremonie

Prost Tee!

Eine Kurzeinführung in die ostfriesische Teezeremonie von Menna Hennsmann, Leer.

Entgegen anders lautender Gerüchte sind die Ostfriesen ein sehr gastfreundliches Volk. Der Ostfriese an sich liebt das Gespräch und die Geselligkeit, auch wenn ihm anderes nachgesagt wird. Zarte Teetassen mit der unverkennbaren "ostfriesischen Rose", Sahnekännchen, ein "Kluntjepott" mit "Kluntjezange" und das Stövchen mit der dickbauchigen Kanne zieren die liebevoll gedeckte ostfriesische Teetafel, wann immer Besuch ins Haus steht.

Kein Ostfriese wird etwas dagegen sagen, wenn der Besucher sich höchstselbst über den dampfenden Tee hermacht, seine kleine Tasse bis zum Rand voll kippt, weil ihm dies der Durst gebietet und sich darüber hinaus da die Ostfriesenmischung doch ziemlich stark ist, drei Kandiszucker und einen ordentlichen Schuss Sahne nimmt und "vehement" umrührt.

Nein, sagen wird er nichts. Nur wird er Sie aufgrund dieses babarischen Verhaltens kein zweites Mal zum Tee "nögen" (einladen).



Die Teezeremonie

Es ist durchaus lohnend, einfach die einzelnen Stationen der Teezeremonie abzuwarten, denn durch sie erschließt sich dem Gast ein tiefer Einblick in ostfriesische Sitten und Gebräuche. Vorab gesagt: der Tee wird nicht getrunken, um den Durst zu löschen, sondern um eine bestimmt Atmosphäre zu schaffen. Einigermaßen umständlich ist die Handhabung der schmucken silbernen "Kluntjezangen", die ostfrisiesche Mädchen als erste Aussteuergabe zur Konfirmation geschenkt bekommen. Meistens sind sie zu filigran für die großen Kandisbrocken, die sie zu umfassen suchen. Es bedarf schon einer langjährigen Übung, um die kritische Distanz zwischen "Kluntjepott" und Tasse ohne Verluste zurückzulegen. Erst wenn alle Tassen mit einem "Kluntje" bestückt sind, wird der Tee, der mindestens fünf Minuten gezogen haben muss, vorsichtig eingegossen.

Das Knacken des Kandis zeigt an, dass der Tee heiß genug war. Die Tasse darf allenfalls halb voll gegossen werden, damit noch eine Spitze des Kluntjes aus dem tiefen Braun herausragt. Um diesen "Gipfel" herum legt der ostfriesische Teekenner mit dem "Rohm- lepel" (Sahnelöffel) behutsam eine dicke Sahnewolke, die sich langsam vom Kluntje zum Tassenrand ausbreitet und versinkt.


In diesem Moment sollte man eine Weile innehalten und dem Geschehen in der Tasse seine ganze Aufmerksamkeit schenken. Machen Sie Ihren Kopf frei von allen Alltagsproblemen, nehmen Sie meditativ teil an dem, was sich im Mikrokosmos Ihrer Teetasse abspielt.

Halt! Den Griff zum Teelöffel, der auf der Untertasse scheinbar zum Umrühren parat liegt, können Sie sich noch sparen, denn Tee trinkt der Ostfriese weder geschüttelt noch gerührt. Der "echte" Genuss einer Tasse Tee erschließt Ihnen gewissermaßen alle unterschiedlichen Facetten des Lebens. Sanft, bitter und im Abgang zuckersüß.

Drei Mal darf sich dieses Procedere wiederholen. Dann endlich kommt auch der bis zu diesem Zeitpunkt noch unberührt gebliebene Teelöffel zum Einsatz. Indem dieser schlicht in die Tasse hineingelegt wird, zeigt man wortlos darauf hin, dass gemäß dem Sprichwort " Dree is Oostfresen Recht" keine weitere Tasse mehr gewünscht wird.

Beherzigen Sie diese kurze Einweisung in die ostfriesische Teezeremonie und Ihnen wird die stille Anerkennung Ihrer Gastgeber sicher sein.

In diesem Sinne: "Prost Tee!"

Zubehör
Teekanne, Teetassen (Dekor "Ostfriesische Rose"), ostfriesischer Teelöffel, Stövchen, Teesieb oder Teebesen, Rohmlepel (Sahnelöffel)

Zutaten
weiches Wasser, Ostfriesentee (Thiele Tee, Bünting, Onno Behrens), Kluntje (grober weißer Kandiszucker) frisch abgeschöpfter Rahm oder frische ostfriesische Teesahne Arbeitsschritte Teekanne mit kochendem Wasser heiß ausspülen, pro Tasse 1 TL (+ 1TL für die Kanne) Tee in die Kanne geben und zu etwa 1/4 mit dem Wasser auffüllen. 3 Minuten ziehen lassen und dann die Kanne ganz füllen. 1 Kluntje in die Tasse geben, den Tee durch das Sieb in die Tasse gießen und die Sahne ganz vorsichtig mit dem Sahnelöffel "auf den Tee legen".
Angefügte Bilder:
otg_teemuseum_leer.jpg  
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